Marokko-Reise I

 

 

Der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Kaum zu glauben, es gibt einen bis Afrika durchgehenden Eisenstrang, also genaugenommen bis Algeciras, Spaniens Tor zum gegenüber der Meeres-Straße von Gibraltar liegendem Kontinent Afrika und der arabischen Welt. Von Algeciras zur gegen überliegende Küste ist es dann mit dem Schiff nur noch ein Katzensprung, also 18 km.

Nun ging es also endlich los. Ich hatte vor 2 Tagen meine Dienst-Zeit beendet. Damals gab es noch eine Pflicht dazu und hauptsächlich war ich in dieser Dienst-Zeit als LKW- Fahrer unterwegs. Wir feierten noch den Geburtstag meines Schulfreundes am  02 . Juli zu Hause bei ihm. Mit ihm machte ich mich dann am gleichen Tag auf den Weg, ab Worms, mit der Eisenbahn, in Frankreich chemin de fer,  in Spanien ferrocarril , immer der Sonne entgegen, bis an den Rand des großen Sandmeeres, der Sahara.

.Unser erster Aufenthalt war in Spanien.  Eine befreundete Familie erwartete uns in Tarragona / Cap Salou, für einige kurzweilige Tage am Strand , Was dann folgte, war recht anstregend  , kurzum im Juli war es natürlich außerordentlich heiß.  Und jeder warnte uns ob der Hitze.
Da uns , aus bis heute unerfindlichen Gründen bei dem für die Nachtfahrt gebuchten Zug nach Cordoba uns die Mitfahrt verweigert wurde, nahmen wir die 2 Stunden später fahrende Verbindung direkt nach Granada, weiter , Hauptsache immer weiter nach Süden. Jugendlicher Leichtsinn spielte auch eine Rolle, aber es musste jetzt sein, hier war gerade Zeit, die Welt zu entdecken, Marokko wartete, auch wenn gerade erde jetzt  der glühende Hochsommer über dem Land im arabischen Westen , im Maghreb lag,

Aber zunächst mussten wir in unserem Nachtzug klarkommen: Total überfüllt, Plätze zum Schlafenlegen gab es nur im Durchgang, die ganze Nacht war nicht daran z denken, auch nur ein Auge zu schließen.. Erst im Morgengrauen erkannte ich, dass im fahrenden Zug sämtliche Türen nach draußen offenstanden und  eine Klimaanlage im Eisenbahn-Wagen war zu dieser Zeit in diesem Land Zukunftsmusik.  So brauchten wir für die Strecke fast 20 Stunden, in einem über die brennend heiße Meseta Zentralspaniens dahinschleichenden und immer wieder auf freier Strecke haltenden Zug.  Nun sah ich, wie wichtig ein  Fächer für die Spanierinnen ist.

Angekommen in Granada, konnten wir schon die Nähe des Orients spüren. Wir fanden  schnell einen  Zeltplatz, duscht, ein Sprung in den Pool , eine leckere Paella auf den Tisch und danach Träumen von Sherazade und Harun Al Raschid, vom magischen Land jenseits des Horizonts.
Zwei Tage später , nach einem Besuch Gibraltars ,des britischen Vorpostens am Eingang  vom Atlantik zum Mittelmeer, waren wir  bereit zum Übersetzen, Ein Passagier schloss sich uns an, ein Meteorologie-Student aus Hamburg. So waren wir nun zu dritt.

Die Überfahrt war schön, leichter Seegang, der wind fuhr durchs Haar, Sonne, einfach herrlich. Kurze   Zeit später konnte ich zum ersten mal außereuropäischen Boden betreten: Wirklich eine andere Welt, hier in Tanger. Fast alle Leute hatten  die für das Land typischen , traditionellen Kapuzenumhänge an, ein munteres Gewusel, in der Nähe eine hübsche Moschee. …..unglaublich , vor uns lag nun die arabische Welt und der Kontinent Afrika.

 Tanger selbst war kein guter Ort für recht unerfahrene, ganz junge Reisende. : sogleich strömte und redete ein Dutzend Hotelvertreter und Taxifahrer auf  uns ein, und schon waren wir einen stattlichen Geldbetrag los fürs, ohne es zu wollen,  einige Meter unserer Rucksäcke-Tragens durch irgendwelche Fremden.. Die richtige Entscheidung: gleich ab nach Raba.: Die nur mittelgroße, und dabei wunderschöne Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Marokko liegt direkt am Atlantik. Angenehm kühlt der beständig von der See her wehende Wind die Hitze des Tages….Rabat ist eine der vier Königsstädte und man erfährt hier all die farbenprächtige Schönheit des Orients. Mit seinen Klängen und Rufen, seinen Düften und natürlich auch mit seiner wohlschmeckenden Küche
Die Stadt wird von der königlichen Festung beherrscht, von der aus man einen weiten Blick auf  den Ozean hat. Um die Festung  herum gruppieren  sich französisch gestaltete Gärten. Rabat wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern  gegründet und etwa 250 Jahre später mit dem  Namen "Sala Colonia" römisch.   Nach etwa gleichlanger Zeit fiel es berbischen Herrschern zu
In islamischer Zeit wurde ein namensgebendes  Ribat, eine Art muslimische Klosterburg gegründent, welche dann später zur heutigen, festungsartigen  Kasbah ausgebaut wurde.
Im Jahre 1195 wurde Rabat zur Hauptstadt des Landes
Damals baute man auch die Stadtmauern und den Hassanturm, welcher eigentlich ein Minarett sein sollte. Die Moschee dazu wurde nie gebaut. Nach einer Zeit des Niedergangs und der Piratenherrschaft. hatte es sein Hauptstadt -Status verloren und erhielt ihn erst vor etwa hundert Jahren wieder.

Weiter mit der Eisenbahn, nach Marrakesch  Dabei passieren wir Casablanca, mit 3,4 Mill. Einwohnern Marokkos bei weitem größte Metropole. Vom Flair von „Casablanca“, dem unvergleichlichen Film mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann, ist hier nichts zu spüren Jedoch: das in die Jahre gekommene  Meisterwerk wurde gänzlich in Hollywood gedreht. „As time goes by“.   Zurück zu Casablanca, der Stadt. Die meisten Gebäude sind modern, aber nicht unbedingt das, was man unter hübsch versteht.“ Allerdings: die Corniche, die sich entlang der Küste dahinzieht, besitzt viele elegante Cafés und Restaurants für die Reichen und Schönen der Stadt.   Heute aber wartet die Millionenstadt am Atlantik ganz groß mit der Moschee Hassan II.  auf, in der über 100.00 Menschen Platz haben, der größten Moschee der des Landes

 

Unterwegs fahren wir an kleinen Kamelkarawanen vorbei. Und schließlich sind wir nun endgültig im  Morgenland angekommen. Marrakesch, der Traum aus „Tausendundeiner Nacht“. Schnell ein Hotel gesucht, und schon sind wir bereit für neue Abenteuer. Als wir das Hotel verlassen, bemerken wir erst jetzt die ganz nahe erscheinende Bergkette des Atlas-Gebirges. Besonders deutlich ist sie von der alten Stadtmauer aus zu sehen
Der quirlige  Trubel im Basar, hier nennt man ihn  Souk, ist geradezu überbordend. Kunden hasten, Händler preisen laut ihre Waren an, die Schellen de Wasserträger, , die ganzen Szenen, ein farbenprächtiges Kaleidoskop. Gut, dass wir einen Stadtführer haben, der uns durch das Labyrinth lotst. Wir beginnen früh am nächsten Morgen unsere Entdeckungstour durch die ehemalige Hauptstadt des Landes auf dem Djemaa el Fna, dem zentralen Platz in Marrakesch
 Auch hier wieder das Getümmel der Garküchen, Musiker, Künstler, Kaufleute und Gaukler   Natürlich versuche ich zu feilschen und erwerbe ein zwar kleines, aber unverkennbar orientalisches Gefäß.  Ist der  Preis okay ? Feilschen will geübt sein, aber ich denke schon.  Wer nichts kaufen will, benötigt aber schon Durchsetzungsvermögen  Anschließend begeben wir uns ins Herz der Medina – ins Gewirr der Gassen, Treppen und Gewölbe, in die wunderschöne Altstadt von Marrakesch
Errichtet im 12. Jahrhundert, ist die freistehende Koutouba-Moschee,  mit 77 Meter hohem Minarett die höchste der Stadt . Übrigens: andere Moscheen in Marokko  sind meist zwischen anderen Gebäuden , oft etwas versteckt, zu finden
 Die Stadt Marrakech wurde im Jahre 1070 durch Abu Bakr ibn Umar aus der Dynastie der Almoraviden gegründet. Sein Nachfolger Yusuf ibn Taschfin eroberte ganz Marokko und Andalusien und erhob Marrakech zur Hauptstadt dieses Reiches

Wir besuchten noch das Bab Agnaou, das schönste Tor von Marrakesch, sowie den Bahia-Palast. Das prachtvolle Gebäude beeindruckt auch durch eine Moschee, ein Hamam, ein türkisches Bad also , und einen hübschen und idyllischen Garten.

Danach ließen wir wegen der Mittagshitze, es  war ja immerhin Juli, schon den frühen Nachmittag gemütlich ausklingen, um uns dann ins  traditionelle Nachtleben auf der Djemaa el Fna zu stürzen, wieder die leckere marokkanische Küche zu probieren und den Geschichtenerzählern zu  lauschen. Und wieder einmal bewährte es sich, einen Reiseleiter an seiner Seite zu haben; denn er konnte jetzt übersetzen. Zwei Tage später haben wir Marrakesch verlassen-


 Durch unseren Aufenthalt in Marokko verstärkte sich mein Fernweh zu einer großartigen Faszination, die der Orient und all die anderen, fernen  Regionen und Länder unseres so vielfältigen und mit erhabener Schönheit beeindruckenden Planeten in mir auslösten.  Diese Faszination war nun die Landmarke auch meiner beruflichen Zukunft
So entschloss ich mich dazu, mich zum Historiker und Ethnologen , bislang auch als Völkerkundler bezeichnet, ausbilden zu lassen, praxisorientiert mit einem Ergänzungsstudium Tourismus. Wie ich bei meinen weiteren Reisen nach Nordafrika festgestellt habe, hat sich vieles in den Ländern dort verändert, Vieles auch zum besseren.

Aber gerade an diese Reise ins zauberhafte Marokko, bei der ich das ersten mal einen anderen Kontinenten betreten habe, mit einer ganz anderen , für mich exotischen Kultur, werde ich stets mit Begeisterung mich erinnern