Bereits der venezianische Entdecker und Kaufmann Marco Polo hatte im 13. Jhd. in Europa die Kunde von der faszinierenden und mythischen Stadt Samarkand, die auf halbem Wege nach China liegt, verbreitet und berichtete auch über die Scharmützel der Bewohner der Stadt mit dem eigentlichen Oberherrn, dem Neffen des Großkhans der Mongolen.
Der ungarische Gelehrte Herbert Vámbéry berichtete viel später , 1863 immer noch von der Schönheit und Weltläufigkeit der Oasen Städte Chiwa, Samarkand und Buchara, wenige Jahre vor der Besetzung dieser Region durch Russland..
Wie war diese bezaubernde und märchenhafte Welt entstaden, wo kamen ihre Bewohner her ?
Wie entstand die blühende Vielfalt der Völker, Sprachen und Religionen, die märchenhafte Dichtung von Tausendundeiner Nacht.
In früher Zeit
In Zentralasien, durch das der Hauptteil der Seidenstraße führt, gab es bereits in den Epochen vor unserer Zeitrechnung ein oft auch kriegerisches Nebeneinander von Nomaden mit ihren Herden von Schafen, Ziegen, Pferden und Kamelen auf der einen Seite und den sesshaften Ackerbauern auf der anderen Seite, welche fest in Dörfern lebten und auf dieser landwirtschaftlichen Grundlage auch Städte gründeten und Festungen bauten. Die Nomaden entwickelten mit der Zeit eine eigene Kunst und Kultur. Sie besaßen eine animistische Religion, d. h. einen Glaube an eine von Geistern beseelte Welt, bei der die Schamanen als Mittler zwischen der Welt der Geister und den Toten eine große Rolle spielten.
Perser und Griechen / Alexander der Große
Ins Licht der schriftlichen Geschichtsschreibung sind die Gebiete mit der Eroberung durch die Perser getreten, die auch gleich Ihre Verwaltungsorganisation mitbrachten und Zentralasien damit rasch modernisierten und ins persische Reich integrierten
Eine weitere Öffnung entlang der Seidenstraße hin zur damals bekannten Welt wurde im Jahre 329 v. Chr. mit dem Eroberungszug Alexander des Großen bewirkt . Er hatte u. a. die historische Landschaft Baktrien, in etwa das heutige Afghanistan, erobert, Daraus ist dort eine griechisch-baktrische Herrschaft und Kultur erwachsen. Der Eroberer Alexander hatte geplant , die Völker seines Reiches zu verbinden. So wurden Hochzeiten zwischen Angehörigen verschiedener Völker in großer Zahl initiiert. Der frühe Tod Alexanders ließ diesen Plan scheitern, aber die Verbindung griechischer und baktricher Kultur läßt noch daran erinnern. Mit dem Einfall nomadischer Völker im 2 Jh. v Chr fand sie ihr Ende.
Schließlich fiel Zentralasien wieder an ein größeres Reich. Zunächst an die Parther, ein mit den Persern verwandtes Volk und schließlich wieder an eine persische Dynastie, die Sassaniden. Im Persischen Reich erhob man die Lehre Zarathustras, die Religion mit den turmartigen Feuertempeln und der Verehrung des Gottes des Lichts, Mazda, zur Staatsreligion, was die innere Stabilität verstärkte und das Erobern neuer Provinzen begünstigte.
Jesdegerd III ( 632 – 651 ), der letzte der Sassaniden-Herrscher, versuchte vergeblich, seine ehemaligen Feinde, die Türken, zum Kampf gegen die hereinbrechenden Araber zu gewinnen. Mit seinem Tod endete die Jahrhunderte währende Dynastie der Sassaniden
Die neuen Mächte: Türken und Araber
Schon im 6 Jh. eroberten türkische Stämme weite Regionen entlang der Seidenstraße und wurden teilweise sesshaft. Ihe Religion des Schamanismus vermischte sich mit der Zoroastrischen. Der immer weiter anwachsende Handel und Warenaustauch führte auch zu einer Vielzahl von Stadtgründungen in ihrem Machtbereich.
Die Türken kämpften nun alleine gegen die Araber jahrzehntelang um die Vorherrschaft, gewannen schließlich die Oberhand und errichteten ein neues türkisches Herrschaftsgebiet.
Woher haben wir die Erkenntnisse über die türkischen Stämme ? : die ältesten, auf türkisch geschriebenen Inschriften, in einem Runenalphabet verfasst, sind die Orchon-Inschriften in der Mongolei. Sie enthalten politische und kulturelle Informationen über die Türken, ihre Gruppierungen und deren Vasallen-Völker für den Zeitraum 630 – 680.
Chinesisches Intermezzo
Mitte des Jahrhunderts, im Jahres 650 wagten es die Chinesen in einem für sie günstigen Augenblick, bis ins westliche Zentralasien vorzustoßen Hier prallten in einer welthistorisch einmaligen Situation arabisch-islamische gegen chinesische Machtansprüche aufeinander. Am Ende mussten sich die chinesischen Heere zurückziehen zugunsten der Araber und des Islams und seiner Kultur. Zeitweise war das westliche Zentralasien, auch Westturkestan genannt, wieder einmal in viele Kleinstaaten zersplittert , was zur Folge hatte, dass das Land noch heute übersät von Burgen und festungsähnlichen Anlagen ist.
Türken und Araber: Der Islam setzt sich durch
Erst allmählich konnten die Araber ihre Herrschaft durchsetzen. Die einheimische Bevölkerung , häufig Buddhisten , die mit ihren Klöstern und Tempeln und ihrem Wiedergeburts-Glauben eine gewisse Verbreitung entlang der Seidenstraße gefunden hatten, Christen, vor allem sogenannte Nestorianer mit ihrer Zwei-Naturen-Lehre als Trennung von Jesu und von Gott gedacht, und Zoroastrier , Anhänger der Lehre Zarathustras und der türkische Bevölkerungsteil, dem Schamanismus verhaftet, begehrten auf. Manche Gebiete mussten mehrfach zurückerobert werden und erst allmählich konnte der Islam sich ausbreiten. Die Städte Buchara und Samarkand wurden islamische Metropolen. Eine schnellere Verbreitung erfuhr der Islam durch die Samaniden, die für einen Ausgleich eintraten und für eine Integration alter Bräuche und Riten der einheimischen iranischen Kultur. Aus dieser Zeit sind uns viele Schriftsteller und Wissenschaftler bekannt, wie etwa Rudaki, gest. 940 oder Ibn Sina 980 - 1073 und die Handelsbeziehungen reichten bis zum Atlantik und nach China.
Allmählich übernahmen ehemals versklavte, zum Islam übergetretene türkische Offiziere die Macht im Äußeren wie Inneren. Verschiedene türkische Dynastien und Volksgruppen teilten sich die Macht, bis die türkischen Seldschuken, die auch in Kleinasien, der späteren Türkei noch wirken sollten, die Führung übernahmen und auch durch großartige architektonische Leistungen beeindrucken sollten
Mongolisches Reich unter Dschingis-Khan und Reich des Timur Lenk
Bald aber folgte aus den Weiten der Mongolei und Sibiriens der Eroberer Dschingis Khan und einer seiner Nachkommen, Timur Lenk, auch als Tamerlan weithin bekannt, vom Stamm der Barlas, der in Samarkand prächtige Moscheen, Karawansereien und Paläste errichten ließ und von überall her Künstler , Architekten und Wissenschaftler versammelte. Dessen Enkel Ulughbek errichtete in Samarkand ein großartiges Observatorium und führte zusammen mit dem persischen Astronom Kasysade Rumi genaue Messungen am Sternehimmel durch und er förderte Dichter und Gelehrte. Doch auch dieses Reich war nachwenigen Jahrzehnten zerfallen
Zeitalter der Khanate und Russische Zeit
Zentralasien wurde zunehmend von türkische Sprachen sprechenden Stämmen eingenommen und es bildeten sich die Völker der Kasachen , Kirgisen , Turkmenen und Usbeken aus mit den im wirtschaftlichen Niedergang befindlichen Khanaten Buchara, Chiwa und Kokand.
Mit der russische Eroberung der Länder an der zentralen Seidenstraße in den 70er Jahren des 19. Jhd. begann auch für diesen Raum eine neues Zeitalter, welches erst mit der Unabhängigkeit dieser Länder 1991 endete
Zauberhafte Bauwerke , Märchen und Geschichten
Geblieben ist eine einzigartige Kultur, Bauweise und Literatur
Worunter sich wahre architektonische Perlen etwa in Samarkand , Chiwa und Buchara mit ihren türkis- und goldfarbenen Kuppeln und Verzieungen an de n Wänden der Moscheen , Mausoleen Medresen (muslimische Hochschulen, auch mit allgemeinwissenschaftlichen Fächern ) und Palästen befinden. Auf der Seidenstraße wanderten nicht nur Waren., sondern auch Märchen und Geschichten, neue Ideen, ja , selbst Religionen und viele literarische Glanzstücke, die unter einem in der Wüsteneinsamkeit oder auch in Karawansereien besonders lichterfunkelndem Sternenhimmel erzählt und von Ost nach West wie auch von Wes t nach Ost weitergetragen wurden
Bekannt wurden etwa die Geschichten und Märchen aus Tausendundeiner Nacht, von Ali Baba und den vierzig Räubern oder von Sindbad, dem Seefahrer. Das weltbekannte Werk stammt ursprünglich aus Persien, ist vielleicht gar indischen Ursprungs. Im 8. Jahrhundert wurde es ins ins Arabische und bald darauf ins Türkische übersetzt. Die Rahmenhandlung berichtet von Scheherzade, der Tochter des Wesirs des persischen Königs Schahryâr, welcher seine Frauen jeweils einen Tag nach der Hochzeit umbringen läßt. Dann heiratet Schereazade den König und erzählt um ihr Leben Willen immer wieder neue Geschichten, deren Ende sie bis zum Abend des gleichen Tages geheim hält. Da er stets gespannt auf das Ende jeden Märchens ist, wird der König so von Scheherazade beeindruckt, dass er schließlich ihr Leben verschont .
.