Coyolxauhqui und Huitzilopochtli und das Geheimnis der Pyramidenstadt Teotihuacan

 

Mondgöttin und Sonnengott der Azteken  -  Ein leichter Wind geht zwischen den Mauern hindurch. Wir sind im zentralen mexikanischen Hochland, in Teotihuacan, unweit von Mexico City. Die Sonne sinkt dem Horizont entgegen , immer zügiger, bevor Sie schnell ganz verschwinden wird. In den Tropen ist die Dämmerung ganz kurz und scheinbar ganz plötzlich ist es  dunkel. Und in der Dunkelheit möchte man nicht hier draußen sein, mitten in den Ruinen von Teotihuacan, In den Nächten, vor allem in den mondlosen jagen hier  die Geister unserer Phantasie herum . War dies eben nur ein Windhauch oder ein lebendes Wesen ? Ein Vogel, ein Insekt,….  ?   Unsere Gedanken befeuern unsere Vorstellungen, wir kennen die alten Götterdarstellungen, und diese Götter scheinen uns in der Nacht einen Streich  zu spielen. Um erst gar nicht in den Bann  eines solchen gedanklichen Karussells zu kommen, verlassen wir die Ausgrabungsstätte

 

Wer erbaute Teotihuacan ?

Und uns kommen die ewigen Fragen in den Sinn, die jeden  beim Anblick dieser gewaltigen Anlage bewegen: beim Anblick  der Sonnenpyramide, auf der einst ein Tempel thronte, drittgrößter Pyramidenbau der Welt, beim Anblick der etwas kleineren Mondpyramide und beim Anblick der Tempel, Paläste und Wohngebäude

 

 

Wer hatte einst alles hier erbaut ?  Hier lebten während der Blütezeit 140.000 Menschen, neuere Ausgrabungen  weisen auf eine Einwohnerzahl von eher 200.000 hin. Wann dies Alles erbaut wurde, ist weitgehend bekannt, nämlich Anfang des 1. Jahrtausends, untergegangen ist die einzgartige Kultur etwa 1000 Jahre später.  In dieser Zeit, vor allem  200 - -650  erlebte Teotihuacan seine Blütezeit und dominierte weite Teile Mittelamerikas

Schon als die Azteken aus dem Norden hierher kamen, um 1300,  lange  vor den Spaniern, standen  sie vor einem  Rätsel hinsichtlich der verlassenen Stadt. Sie hatten eine Lösung, dies sei  der Ort, an dem die Götter wohnen.  Die Azteken erbauten ihre eigene Metropole, Tenochtitlan, weit abseits von Teotihacan, auf einer Insel im Texcoco-See (heute Mexico City), mit Tempeln für ihre Götter, etwa Coyolxauhqui  und Huitzilopochtli .

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Nahua- Bauern.  Teotihucan war bereits verlassen, als ihre Vorfahren, die Nahua-sprechenden Azteken aus dem Norden, aus den Canyonlands der heutigen USA hier herkamen.

Doch woher kamen wiederum einst die Erbauer von Teotihuacan ? Warum hatten sie dann, nach langer Blütezeit, wieder Alles verlassen ? Und wer sind ihre Nachfahren ?

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Die Azteken kannten keine Schrift, ihre Vorläufer, die Tolteken, auch nicht, ebenso die Erbauer von Teotihuacan nicht.  Aber wie konnten sie, die Gründer und ehemaligen Bewohner Teotihuacans dann diese gewaltigen Bauwerke erschaffen. Wie war dieses Gemeinwesen, diese Stadt, dieser Staat, organisiert, ohne etwas schriftlich festhalten zu können.  Die Sonnenpyramide hatte etwa die gleiche Grundfläche wir die ägyptische Cheopspyramide 200 m x 200 m, war aber nur 65 m hoch, also deutlich kleiner. 

Teotihuacan, die Stadt, in der man solche mächtigen Monumente für die Götter erbaute, war sicherlich sehr religiös und in ihren Mauern wohnten einflussreiche  Priester, aber wir kennen weder  diese noch ihre Gottheiten beim Namen, wie uns dies bei den Azteken und Maya bekannt ist. ,

Teotihuacan hatte nicht nur ein Zentrum, es gab viele Unterzentren, die von Bevölkerungsgruppen mit eigener Kultur  bewohnt wurden: Archäologische Vergleiche zeigen, es handelte sich um Einwanderungsgruppen aus anderen Regionen Mittelamerikas. Dies belegen Funde wie etwa Graburnen und Keramiken. Die Einwanderer hielten,  zumindest zunächst , Ihre jeweilige Kultur und wohl auch ihre Sprache bei. Dabei bildete die uns nicht bekannte Sprache der Erbauer und  Einwohner sicherlich  die amtliche Sprache d. h. die Verkehrssprache. Bei den zugewanderten Bevölkerungsgruppen handelte es sich etwa um Maya oder  Zapoteken  aus der Region und und dem heutigen mexikanischen Bundesstaates  Oaxaca. So gab sich diese Großstadt sicherlich weltoffen , was ihr auch als Handelszentrum zunutze kam.

 

 

König oder Senat ?

Wie wurde Teotihuacan regiert  ? und wen regierte wiederum Teotihuacan  ?

Wer traf die  Entscheidungen    in der  Pyramidenstadt und über welche Gebiete herrschte wiederum die Metropole  ?  Traf ein Gremium, eine Art Senat die politischen Entscheidungen oder gar eine Volksversammlung. Oder war es ein Herrscher, ein Monarch , ein Diktator oder ein Priesterkönig ??

Hinweise auf ein Königtum fand man bislang allerdings nicht , weder in den prächtigen Wandmalereien noch in der Form der Gebäude. Ein Königspalast jedenfalls sticht nicht darunter  heraus  . Das Fehlen von Belegen bedeutet aber noch nicht zwingend  , dass es etwas nicht gab. Und so gelten mehrere Gebäudekomplexe als Kandidaten für ein herrschaftliches Zentrum.

Dennoch besteht natürlich auch die Möglichkeit , dass das Fehlen königlicher Merkmale, Insignien und Bauten Hinweis darauf ist, dass es keinen Alleinherrscher gab, dass die Entscheidungsgewalt breit aufgefächert war . vielleicht gab es sogar ein gewähltes Gremium, das die Herrschaft ausübte oder eine Zusammenkunft aller Einwohner hatte über das Gemeinwesen geherrscht. Beispiele ? Man denke nur an den alt-isländischen Thing oder die antike griechische Demokratie.  Zu erwähnen ist noch der wohl allgemeine , weitverbreitete Wohlstand, wie hochwertige Wohnungen mit entsprechender Wandmalerei belegen. Diese ausgedehnte Mittelschicht lässt ebenfalls eher auf eine breit verteilte Machtinstitution schließen. Darüberhinaus, wie das politische System nun konkret gestaltet war, bleibt uns, zumindest einstweilen nur, darüber zu spekulieren.

 

Handelsmetropole oder Imperium von Teotihuacan ?

Und war die Stadt lediglich ein übermächtiges Wirtschaftszentrum ? oder gab es gar ein flächenmäßig ausgedehntes Reich von Teotihuacan.    Wie wirkte Teotihuacan auf seine Nachbarn ein ?  Es liegt nahe, dass eine so mächtige Stadt auch über weite Landesteile herrschte, man denke etwa nur an das antike Rom. Andererseits war Athen auch sehr mächtig und eine Metropole. Aber sein unmittelbarer Machtbereich reichte nur vielleicht 50 km weit.

Vorstellbar ist beides, wobei Teotihuacans Imperium, wenn es ein solches je gab, bestimmt nicht die Größe des Römischen Reiches erreicht hätte. Um all diese Fragen zu beantworten , fehlt uns ein wichtiger Baustein aus dieser Kultur : Die Kenntnis der Sprache und der einer Schrift.

Allerdings gibt es archäologische Hinweise auf eine unmittelbare Besatzung vieler Regionen des heutigen Mexiko: Zwar könnten Kunsthandwerksstücke wie auch Gebrauchsgegenstände aus Teotihuacan, Hunderte Kilometer von der Metropole entfernt  und von Archäologen dort gefunden, ihre weite Verbreitung auch allein durch Handel und nicht unbedingt durch eine Beherrschung gefunden haben.

Mit Garnisonen verhält es sich aber mit Sicherheit ganz anders. So wurden im ca. 1000 km südöstlich gelegenen Tikal Bauwerke in Form eines aus Teotihuacan bekannten Tempels bzw. eines Palastkomplexes gefunden. .Bis ins Detail und ins Material, Ziegel statt des in der Mayaregion üblichen Kalkgesteins., ist das  Ganze eine verkleinerte Kopie dieses Gebäudes in Teotihuacán. Hier hatten die Teotihuacaner gewiß ihre Finger im Spiel. Viele Pfeilspitzen , die um das Bauwerk herum gefunden wurden, sprechen dafür , dass es sich um eine militärische Machtzentrale , um eine Garnison handelte, die Pyramidenstadt doch eine imperiale Großmacht ? Wir können wieder nur vermuten, aber anscheinend  war die riesige Stadt im  Hochland nicht nur friedliche Handelsstadt, sondern holte sich Manches auch mit Gewalt. Zumal auch viele Zuwanderer  ein Zeichen für die  Verflechtungen innerhalb eines Reiches sprechen, und ein Einmarsch eines Generals Teotihuacans in Tikal im Jahre  378 ist durch schriftliche Maya-Quellen, eine Inschrift belegt.

 

Besaßen die Teotihuacaner eine Schrift  ?

Eine der brennendsten Fragen ist die nach einer Schrift der Einwohner von Teotihuacan. Da wir über deren Haupt- Sprache nur vage Vermutungen anstellen können, wissen wir nicht, welche Sprache einer solchen Schrift zugrunde liegen könnte.  Aber vielfach sind Zeichen  selbstredend und bauen aufeinander auf, so dass wir von einer Interpretation hierzu eine Ausgangsgrundlage zum Erkennen einer Schrift haben.

Auf vielen und in vielen Gebäuden finden sich auf Wänden einzelne oder mehrere Abbildungen, die auch  Zeichen sein könnten und die einen Sinnzusammenhang habe n könnten. Der längste „Text“ ist immerhin 42 Zeichen lag , 300 solcher einzelner Bilder sind bekannt. Die Kürze der Texte sind noch kein Ausschlusskriterium

 

 

Ein typisches Merkmal für eine mittelamerikanische Schrift, dass es sich also doch um Zeichen , also um  sogenannte Glyphen handelt , ist etwa das Pars pro Toto-Prinzip, ein Merkmal steht für das Ganze, also etwa ein Geweih für einen Hirsch . Hinzu kommt , dass viele Zeichen in verschiedenem Abstraktiongraden benutzt werden , vom einfachen Bild bis zum bloßen, kaum wiedererkennbaren Symbol . Ein wenig abstrahiertes Zeichen ist etwa der Tänzer mit der Federkrone, der auch heute noch gerne im Hochland rund um Mexico City dargestellt wird, um an die Vergangenheit zu erinnern.

Mittlerweile wagen sich einige Forscher schon weit heraus , und geben eine Art Wörterbuch für die Glyphen heraus, ja manche vermuten, dass die Teotihuacaner eine Art Bücher hatten Codices aus Leder  oder Baumrinde und dieses als organisches Material vergangen sind. Darauf hin weist auch ein Bild in dem ein Mann eine Art Buch in der Hand hält.

 Nun ein e solch große und  urbanisierte  Bevölkerung auf engem Raum zu verwalten, lässt sich mit einer Schrift natürlich leichter vollbringen, zumal wir uns ja mit dem Gedanken, dass es ich nicht nur um eine Handelsmetropole  , sondern um eine mächtiges Reich gehandelt haben könnte, was die Handhabung einer Schrift noch nötiger gemacht haben könnte.   Hinzu kommt ,dass sie durch ihr weites Ausgreifen, wie es im friedlichen Handel wie auch auf Eroberungszügen Kontakte mit schriftkundigen Völkern gab

Viele Forscher allerdings lehnen die These einer Schrift ab und sind der Meinung, es handelt sich nur um einzelne Symbole die auch Sprachübergreifende   angewandt wurden, praktisch wie unser heutigen Verkehrsschilder und die Beweisalge für alles weitere zu Wird man dann vielleicht doch eines Tages entziffern, welche Bedeutung die Glyphen haben ? Hat man villeicht schon einen Teil entziffert ?  Vielleicht werden sich die Geheimnisse lüften.

 

Was bewirkte den Niedergang von Teotihuacan ?

Möglicherweise erfahren wir dann die Gründe für den Niedergang Teotihuacans. Azteken und Tolteken können es nicht gewesen sein. Sie kamen zu spät  und standen selbst bereits vor Ruinen, wie wir aus mündlicher Überlieferung  oder durch Maya-Inschriften erfahren Da war  Teotihuacan schon untergegeangen , wie Archäologen feststellten. Sie fanden Spuren einer Zerstörung für weit früher , für  um 550 und zwar im zentralen Bereich der Stadt  Vermutete man lange einen Angriff von außen, denkt man deswegen nun eher an eine Revolte im Inneren. Eventuell war sie Folge eines Vulkanausbruchs im nahen, heutigen El Salvador, weil durch die folgende Klimaveränderung  Missernten und Hungersnöte über lange Zeit eintraten. Die Gesellschaftsordnung war bald durch eine hochgradige Abwanderung erodiert und schließlich zusammengebrochen. Aus Norden eindringende zunächst Tolteken und dann etwa um 1300 Azteken fanden nur noch Ruinen vor, Falls die bilder Schriftzeichen sind , konnten sie die Eindringlinge nicht lesen, Sonnen und Mondpyramide wurden von den Azteken so genannt, wir sie ihre Erbauer nannten wissen wir , zumindest noch nicht. Und schon der Name Teotihuacan, „ der Ort, wo die Götter wohnen“ ist aztekisch. Aber vielleicht hatten die Nahua-sprechenden Azteken, Nahua -sprechende Bevölkerung gibt es heute noch in der Nähe , damit recht.

 

 

Geht man nämlich nachts durch die Ruinen der Stadt, übrigens auch an vielen anderen orten , die heute unbewohnt sind, streift man also nachts durch das archäologisch hochinteressante Gelände, so sieht man ´eben gerade ein um die Ecke huschenden Geist oder Gott.  Natürlich wissen wir genau, dies war nur ein kurzer Augenblick, in der mit den Augen nur schwer zu durch dringenden Dunkelheit, die Sinne haben uns einen Streich gespielt, denn in Wirklichkeit war es nur ein im Wind wackelnder großer Ast eines Baumes. Als ich näher komme , war an der Stelle weder Ast noch Baum. Haben wir Jemanden geweckt oder gestört in seiner  Ruhe, verstorben vor 1472 Jahren, immer wieder aufgeweckt von Tolteken und Azteken, von Konquistadoren, von Archäologen und von Grabräubern.   Wir haben kaum gemerkt, dass es dämmert , ja fast dunkel ist, so waren wir fasziniert von der Geschichte Teotihuacans. Wir sagen  schnell  Buenas Noches , Hasta Luego, „bis später“ , verlassen zügig die archäologische Anlage und kehren erst am nächsten Morgen zurück.